
So ungefähr schaut der Plan aus. Aber im Gegensatz zu zurückliegenden Jahren ists Anfang September entweder bei uns, durch die Schweiz, in den Alpen, in der Provence oder überall gleichzeitig kühl und naß. Dann endlich gibts laut Wetter-App
Aber Samstag der 13. stellt sich als Freitag der 13. raus: Ich start um 11 und fahr nach 10 km, um aus dem Großraum Stuttgart rauszukommen, für ca 50 km auf die BAB. Kaum drauf fängt die Kawa an mit Zündaussetzern zu ruckeln und zu zuckeln, Ich halt auf einem Parkplatz, seh, daß die Stand- und Rücklichtsicherung draussen ist, steck eine neue rein und die schiessts sofort wieder ab.
Gehen sie direkt in das Gefängnis, gehen Sie nicht über Los, ziehen sie nicht DM 4.000 ein ...
Ich muß noch durch den 2,5 km langen dreispurigen Engelberg-Autobahntunnel, wo ich nicht drüber nachdenken mag, daß hier möglicherweis die Zündung vollends ausfällt, und komm erst 15 km weiter aus der Autobahn raus, aber um zwei sitz ich nach gut 100 ruckeligen Kilometern wieder in der heimischen Garage und suche den Elektrowurm. Nach einer guten Stunde find ich schließlich ein blank gescheuertes Drähtchen mit Masseschluß in der Verkabelung des Ölthermometers, isoliers, mach noch schnell eine sonnige Probefahrt und dann pissts auch schon wieder.
Am Mittwoch endlich Start. Und das Wetter ist erst noch kühl und wolkig aber nach 200 km, in der Schweiz tuts auf. In Wolhusen trink ich Kaffee bei einem Yamaha TX-Kollegen. Wir fachsimpeln ein bißchen und ich bestaune sein wunderschönes Motorrad

Echtholz-Seitendeckel! Da würd ich mich nicht getrauen meine TX danebenzustellen. Und die Kawa schon gar nicht.
Mittags um vier quäl ich mich durch den Stadtverkehr in Thun und such mir schließlich kurz vor sieben hinter Gsteig auf der Route de Pillon, kurz vor Glacier 3000, ein gemütliches Plätzchen fürs Zelt


Aus dem Gepäck ein Stuttgarter Bier und ein Vesper, und dann noch Abendrot über den Gipfeln - gemütlich, oder.

Und am nächsten Morgen gibts auf den ersten 20 km statt Autos nur Kühe - super schöne Strecke bis 30 km vor Martigny. Und von dort zum Eingwöhnen noch auf eher größerer Straße nach ....

direkt unterm Mont Blanc

Von da über 100 km kleine Sträßchen und einen Schwenk Richtung Südost zum See am Cormet de Roselend ...

... über den gleichnamigen Paß

nach Bourg St.Maurice und von dort weiter über Tignes ...

... auf den Col d'Iseran


Die beiden waren mit ihren neuen URAL-Gespannen mit Seitenwagenantrieb 'offroad' am Col de Sommelier und am Jafferau-Fort. Alle Achtung!
Bei einem zufälligen Blick auf meinen Hinterreifen tut sich eine neue Baustelle auf. Ich bin mit knapp 3,5 mm Profil und der Meinung, daß das noch für 3.000 km reicht, losgefahren. Aber irgendwie siehts dürftig aus, vielleicht muß ich unterwegs den Reifen wechseln.
Aber jetzt erst mal weiter

und nach ca 50 km über den Mont-Cenis-Paß am gleichnamigen See entlang.

Auf beiden Seiten des Lac du Mont Cenis und der Paßhöhe sind die Berge mit italienischen und französischen Militärforts aus Zeit der zwischen 1870 und 1940 gespickt. Da war ich auf mehreren schon mit der Enduro oben, jetzt ist dort alles gesperrt, Naturschutzgebiet.
Mit der B bleib ich auf der Straße und fahr Richtung Nebel. Wo ich mir dann auf der ca 10 km langen, ziemlich kurvigen Abfahrt Richtung Susa ein kleines Scharmützel mit einer Gruppe italienischer BMW-Racer liefere, die zügig von hinten anfliegen. Aber bergab und mit nur kurzen Geradenstücken haben die BMWs keinen entscheidenden Leistungsvorteil und als der zweite sich vorbeidrückt beschließ ich, daß es reicht und kann die vier andern bis kurz vor Susa hinten halten.
Obwohl ich, altersweise und nach einem Sturz vor drei Jahren, so eigentlich nicht mehr unterwegs sein wollte
Von Susa nach Briancon, dem heutigen Ziel, sinds 50 km gut ausgebaute Straße zwischen den Bergen. Oder cirka 25 km weiter über die Assietta-Kammstraße, eine im Sommer viel befahrenen Offroad-Endurostrecke. Ich war da schon mal mit der GS und hab jetzt die, wie sich dann rausstellt, etwas schwachsinnige Idee, da auch mal mit der B drüberzufahren.


Erst mal auf dem klitzekleinen Colle delle Finestre https://alpenrouten.de/Finestre-Colle-d ... nt150.html jede Menge richtig enge Kurven aber hier noch asphaltiert..

... vorbei an Ziegenherden ...

... Ende Asphalt, spannende Aussichten ...

... und oben kommt das Gipfelfort in Sicht
Nach links wärs entlang der sehenswerten Fenestrelle-Festung ...

... wieder auf Asphalt ins Tal gegangen aber ich fahr rechts ab, 'über den Wolken' in Richtung Westen


Die Ziegen schaun zu Recht skeptisch

Und hier gehts dann tatsächlich ganz offiziell auf die Assietta https://alpenrouten.de/Assietta-Colle-d ... int32.html auf ders zwar tolle Aussichten aber, mit dem Straßentwin, auch ein übles Gehoppele gibt.


Die Assietta ist eigentlich nicht wirklich schlecht und auch nur selten richtig steil, hat aber viele 'Wellblechabschnitte' mit Schotter. Da müsst man jetzt schnell 'drüberfliegen' aber das trau ich mich nicht und deshalb ist das Hinterrad, mit wenig Traktion und wenig Federweg, auf diesen Abschnitten hüpfend mehr in der Luft als am Boden. Die beiden GS und wahrscheinlich auch der der Jeep sind für so was definitv besser gerüstet.


Noch ein toller Ausblick auf den 'Berg der Berge', den Mont Chaberton https://de.wikipedia.org/wiki/Mont_Chaberton ganz links und dann bin ich endlich in Sestrière wieder auf Asphalt, fahr von dort ins Tal und dann auf der anderen Seite wieder über den Col de Montgenèvre. Kurz vor Briancon ein Campingplatz. Für heute reichts.

Die Wetterapp sagt, daß es ab Samstag im Süden nass und kalt wird. Das hatte ich im Juni auf dem Heimweg aus den Pyrenäen schon, einmal reicht, und deshalb beschließ ich beim lecker Frühstück in Briancon, frische Croissants und (gibts nach Jahren wieder) Café au lait, jetzt nicht nach einem neuen Reifen zu suchen und Richtung Regen zu starten sondern stattdessen auf dem alten Reifen wieder Richtung Heimat zu fahren.

Ungefähr so


Erst mal über den Galibier. Da war ich auch schon mal bei Schnee oben. Aber so wars deutlich schöner
Dann über Nebensträßchen Richtung Westen


und 30 km hinter Albertville durch den Regionalpark 'Massif des Bauges' Richtung Annecy / Genf
Da gehts erst mal wieder hoch. Immer mit erstklassiger Aussicht auf der Paßhöhe

Und interessanten Gesprächen. Mit so einer alten Gurke fällst Du unter all den GS, Ducs, KTMs und mißgestalteten Japanern schon auf, weil die Kollegen sich dann erinnern, daß sie ja früher auch mal ein richtig schönes Motorrad hatten.
Die Kawa steht ganz hinten " ... ich kann mich gar nicht erinnern ..." sagt der Mensch mit den grauen Haaren, der sie da grad bekuckt " ...daß es bei Kawasaki mal eine Neunhunderter Zweizylinder gab ...."

Ich kann ihn beruhigen - daran kann ich mich auch nicht erinnern
Kurz vor Annecy gehts zwar kurvig aber, was die Steigung angeht, ganz gleichmäßig den montée du Semnoz hoch


Laut Google ist die Strecke 16.9 Kilometer lang und überbrückt 1219 Höhenmeter mit einem durchschnittlichen Gefälle von 7.2%.
Oben wieder .....



.... Aussicht, Aussicht, Aussicht
Dann duch Annecy, Sommerstimmung in der Stadt und am Lac ...


... und von da noch ca 50 km weiter nach Genf. Wo ich keine Fotos aber, obwohl ichs eigentlich schon kannte, den Fehler des Tages mach:
Ohne Vignette gibts für Genf nur zwei Möglichkeiten: Entweder richtig weit außen rum oder durch.
Mit Navi, denk ich, ist 'durch' kein Problem. Und quäl mich, obwohl ich nach kurzer Eingewöhnung an den Pkw-Schlangen links oder rechts vorbei oder in der Mitte durchfahr, die eine oder andere Verkehrsinsel auch mal links statt rechts passiere und mich an der Ampel aus Prinzip mit der einheimischen Rollermeute wegen der Pole Position anlege, gut anderthalb Stunden, bis ich, eine einzige Ampelorgie, dann tatsächlich durch bin.
Nächstes mal umfahr ichs. Hab ich mir glaub ich, schon letztes Mal vorgenommen. Und vorletztes Mal. Und das Mal davor
Von da auf kleinen Straßen durch den sonnigen - letztes Mal als ich hier gefahren bin hats geregnet - Jura


Trinkwassertankstelle
Nach 450 km entspannter Ausklang am Kiosk vor dem Campingplatz am Lac de St. Pont.

Obwohl, da fehlt doch noch was ...

Aber Jetzt
Am nächsten Morgen um sieben Start auf die letzten 400 km.

Rollsplit und dann auch noch erfrischender Morgennebel vor Pontarlier. Wo ich als Ausgleich lecker frühstücke und mich aufwärme.

60 km weiter durch das malerische Tal der Dessoubre, kurz vor Saint-Hippolyte. Und wieder ein Pulk Tiefflieger. Aber auch bei denen gibts nur zwei richtig schnelle

Letztes Foto am Motorrad-Treff in Saint-Hippolyte. Und von da noch 70 km bis zur deutschen Grenze und weitere 150 herrlich kurvige und immer noch sonnige und trockene Kilometer durch den Schwarzwald nach Hause wo ich Samstag Abend eintreffe.
So ...

... sieht der Reifen zuhaus aus - in der Mittee noch 0,5 mm Profil. Und der Sonntag ist regnerisch und kalt.