Ratlos - Verschleiss Überlastkupplung Anlasser

[martin s aus b]

In den Pyrenäen hab ich Ende Mai nicht nur vier mal das Hinterrad ausgebaut und jeweils den Reifen runtergenommen, beim ersten Mal um einen Platten zu flicken, die restlichen drei Mal um schleichenden Luftverlust zu beheben - heiliges Wasser aus Lourdes hat nichts geholfen aber in Tarbes gabs endlich neu einen passenden Schlauch - nein, ich musste die letzten beiden Tage auf der Heimfahrt auch noch mit Kickstarter starten, weil der Anlasser zwar gejault aber den Motor nicht mehr durchgedreht hat.

Ich hatte den Anlasserfreilauf im Verdacht. Aber der wars nicht, die Überlastkupplung im Anlasser ist durchgerutscht.

Anlasser.jpg

Das Hohlrad 7 des Anlasser-Untersetzungsgetriebes wird im Anlassergehäuse nicht verdrehfest montiert sondern über Reibmoment in einer Kegelkupplung zwischen Hohlrad und dem verdrehfesten 'internal gear holder' 6 gegen Verdrehen gesichert. Durch die axiale Vorspannung des ganzen Pakets mit der Tellerfeder 5 wird in der Kegelkupplung das Reibmoment zum Halten des Hohlrads erzeugt. Wenn der Motor beim Start zurückschlägt ist das Massenmoment größer als das Reibmoment, die Kupplung rutscht und das schlagartig auftretende Übermoment 'geht ins Leere' und kommt nicht im Freilauf an. Den es sonst möglicherweis zerdeppern würde - gerissene Freilaufgehäuse gibts ja gelegentlich trotzdem.

So, nehme ich an, zumindest die Idee. Gesehen habe ich das bisher nur bei der Z 750. Ob mans braucht - meine Yamaha TX 750 mit ähnlichem Motor hat sowas nicht und funktioniert auch.

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Mit einem Arthrose-Knie ist das Kicken nicht lustig und ich hab deshalb auf den letzten 1.200 km Heimweg aus den Pyrenäen und auf nochmal 600 km Twin-Treffen und zurück den Motor mit rutschendem Anlasser plus Kickstarter gleichzeitig gestartet. Ging definitiv einfacher.

Wie ich anschließend den Anlasser zerlege stell ich fest, daß sich wegen eines undichten Wellendichtrings zum Motor das Fett im Anlasser mit Öl vermischt hat, was mit dem dadurch reduzierten Reibwert das erstmalige Rutschen der Reibkupplung erklärt. Und mein Weiterbetrieb des rutschenden Anlassers über 1.800 km hat dazu geführt, daß die Reibkupplung selbst verschlissen ist. Erkennbar am Spaltmaß zwischen gear holder und Hohlrad das sich von 0,95 mm auf Null reduziert hat weils den Reibkonus schlicht weggerieben hat bis die beiden teile bei gleichzeitig verminderter Vorspannkraft der Tellerfeder nur noch auf den Stirnflächen gerieben haben. Die Momentenverstärkung über die Kegelkupplung, in Summe bei einem geschätzten Kegelwinkel von 2 x 20° ca Faktor 8, ist dahin.

Screenshot 2025-08-11 203117.jpg

Soweit nicht schön aber erklärbar. In der Teilekiste liegen drei Anlasser, ich nehm einen davon und bau ihn unbesehen ein. Und der rutscht auch.

Daraufhin mach ich die beiden anderen auf. Einer ist ok, mit dem fahr ich jetzt, der zweite hat, wie der, den ich zunächst eingebaut hatte, ebenfalls Spaltmaß Null.

Jetzt hab ich also mit dem Pyrenäen-Anlasser, bei dem ich mir den Schaden zumindest erkären kann, drei Anlasser, bei denen die Überlast-Reibkupplung verschlissen ist. Einen davon hab ich halb zerlegt und ohne oberen Deckel und Halter für die Kohlebürsten aus der Resteverwertung einer aufgelösten Kawasaki-Werkstatt gekauft, der andere gehört zu einem Motor den ich hier liegen aber nie selbst gefahren habe.

Bin ratlos, scheint offensichtlich öfter vorzukommen, kennt jemand das Problem ?

Martin

[Mike]

Hey
Da müsste doch Onkel Heri bescheid wissen!?

[Andreas E.]

schätze da müsste mal einer über seinen Schatten springen

[kort]

Hallo Martin,

"... kennt jemand das Problem ?" war wohl die Frage.

Kannte ich so, bis zu Deiner Schilderung, noch nicht. Die Auslegung der (Metall auf Metall) Starterkupplung hat halt kein klares trennen, sondern kennt nur halten oder schleifen, und ist deshalb nicht für den häufigen Einsatz (schleifen) geeignet. Meines Erachtens hast Du den Grund für so ein Schadensbild schon aufgeführt - durchrutschender Anlasser. Herbeigeführt durch einen undichten Wellendichtring zum Motor, was zu ungewollt guter Schmierung führt, und/oder zu geringe Federvorspannung der Kupplung, durch Alterung, falsche dicke der Papierflachdichtung hinter der Endplatte, nicht korrekt festgezogene bzw. gelöste Gehäuseschrauben, etc. . Interessant, dass bisher noch keiner über ein vergleichbaren Schaden berichtet hat. Vielleicht fährst , bzw. startest Du, einfach zu viel

Die Behebung des Problems ist noch interessant. Planetengetriebe wie bei den alten KZ 4 Zylindern oder interessanter Ansatz hier: https://forum.zerspanungsbude.net/viewt ... =9&t=86263

Ich hab es auf jeden Fall mal hier mit aufgenommen: download/file.php?id=13669

Gruß Reinhold

[martin s aus b]

Hallo Reinhold,

ja das war die Frage. Nach einer technischen Diskussion heute werd ichs mit axialem Verstiften plus Kleben zwischen dem Hohlrad und dem gearholder versuchen. Im Übrigen super Zusammenstellung!

.... Schatten springen ...

..und hopp!

20250817_120056.jpg

Gruß

Martin

[Andreas E.]

[bikeorslk]

Moin,
kaum ist man mal 14 Tage offline, passieren wieder interessante Dinge. Das Thema Anlasser...
Letztes Jahr hatten wir ja schon eine Menge Kommnikation, alledings endete es für mich genau an dieser Stelle mit der Frage Schmieren oder nicht schmieren? Eine geschmierte Reibkupplung mit so kleiner Reibfläache war mir suspekt, ich wurde aber eines besseren belehrt. Und da es im Anlasser ja sowieso glitschig zu geht (je nach Simmeringzustand halt eher schmieriger oder öliger ) erübrigt sich die Diskussion.

Nun also ein völlig anderes Bild - gut erklärbarer Funktionsverlust. Allerdings finde ich einen knappen Millimeter Materialverlust doch bedenklich. Das deutet m.E. darauf hin, dass diese Kupplung viel viel öfter im Reibebetrieb ist als bislang angenommen und tatsächlich mit der Laufleistung korrelieren könnte. Martin ist da ja sicher bestes Beispiel. Wer immer sonst noch solche Probleme hat, kann hier ja mal seinen km-Stand posten, vielleicht bestätigt das meine Annahme.
Meine 88000km haben zumindest bislang noch nicht zum Vollversagen geführt.Ich habe aber letztes Jahr auch nicht - dumm - das Spaltmaß zwischen den Reibpartnern gemessen.

Aber es wird ja eigentlich eine Lösung gesucht.
Wie wäre es, wenn man den Gearholder(18) und das Internal Gear (17) stirnseitig um ein paar Zehntel abdreht und den "Verlust" durch einen entsprechend dickeren Washer (19) ausgleicht? Natürlich - man verliert gegenüber Originalzustand Reibfläche, aber immerhin können dann wieder die konischen Flächen mit dem entsprechenden Druck Reibung aufbauen - m.E. allemal besser als die axiale Pressung der drei schmalen Stirnseiten.

Anlasser.PNG

Ignoriert die rote Markierung, ist vom letzten Jahr...

Ich nehme mal an, eine solche Lösung überlebt dann letztlich uns alle.
Und wenn es das Forum in 40 Jahren noch gibt, freuen sich die zukünftigen Twintreiber über unsere Ideen und haben eine Lösung für die heute noch guten Anlasser

Wer hat ne Meinung dazu?


Bye

Carsten

[Twinfreak]

hallo Zusammen
meine Meinung dazu in 40 Jahren wird es für unsere
Twins keinerlei E- Teile mehr geben da wird dann richtig basteln angesagt sein um die Kisten am Leben zu erhalten .....

Vorausgesetzt es gibt noch Sprit damit man fahren kann .....

Eric

[Scholly]

Wichtiger finde ich die Frage wie ich dann mit 106 noch auf meinen Hobel komme!

Scholly, mit Hüftproblemen

[Rolf Simon "Gaga"]

Oder wieder runter, wenn du erstmal eingerastet und festgerappelt bist, Scholli
Gaga, dem schon mal die Strasse ausgeht
Die faulen Ausreden weniger
Und die Smiley's schon garnicht