Getriebe im Stand durchschalten - geht oder geht nicht?

[bikeorslk]

Moin,

ich habe das Thema mal aus Steffens Thread rausgezogen, weil es da nicht wirklich hinpasst und evtl. mehr Posts nach sich zieht.

"...ich habe im Kompendium zum Thema Getriebe-Demontage (Seite 7-39) nachgelesen.

─ Modell B1 + B2: Ziehen Sie das Zahnrad des 1. Ganges (57) und des 4. Ganges (56) ab.
─ Modell B3 + ff.: Ziehen Sie das Zahnrad des 1. Ganges (57).
Der vierte Gang hat drei Stahlkugeln für die Leerlauferkennung. Zum entfernen dieses
Ganges mit den Kugeln, drehen Sie die Welle in eine vertikale Position, während Sie den
dritten Gang halten. Dann ziehen Sie den vierten Gang nach oben ab.

Danach bin ich in die Garage und habe es ausprobiert.
An den B1/B2 Motoren gibt es diese Schaltsperre nicht, ich habe - wie man es erwartet - bei stehendem Fahrzeug den zweiten Gang einlegen können.

Offensichtlich wurde die Schaltsperre mit der Änderung des Getriebes ab den B3-Modellen und somit auch bei den LTDs eingeführt. ..."

Tja, Michael,
das klingt ja interessant und logisch, aber:
Meine B ist eine B3...

Ich bin erneut in die Garage und habe nochmal probiert. Es lassen sich alle Gänge durchschalten, man muss nur das HR ein paar Grad bewegen. Das hat aber sicher nichts mit Fliehkraft zu tun. Hier mein Video dazu:



Mein Motor hat die Nummer 32584, liegt also im Mittelfeld der B3 (ich habe in der B-Liste Motornummern zwischen 30135 und 33015), d.h. die von dir benannte Änderung ist offensichtlich zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.

Es wäre nun mal interessant, wann wirklich.
Wer immer mal in die Garage geht, könnte das ja mal ausprobieren, besonders interessant wären erstmal die B3 und B4 und die frühen Y1.
Sagt doch mal (mit Motornummer), wie sich euer Bike verhält.

Bye

Carsten

[Bzwo]

Moin,

jetzt war ich auch neugierig. Meine B2 macht so was nicht.
Aber - in meinem Schrank lag noch ein LTD-Getriebe (Modell ?) und dieses hab ich mal probiert. Das vierte Zahnrad sperrt wirklich.
Im ersten Bild sieht man die Nut in der Welle. Die Kugeln erkennt man durch die kleine Bohrung im Zahnrad. Verschieben läßt sich das Rad, aber nur teilweise (Bild 2). Erst durch schnelles drehen der Welle läßt sich das Rad komplett verschieben (Bild 3).

Laut CMS hat die Welle ab B3 die 3 Kugeln.

Nun meine Frage: ist das sinnvoll oder kann das weg?

Gruß

Werner

[bikeorslk]

Nun ja,

ich habe das Feature in 44 Jahren nicht vermisst....

Bye

Carsten

[ausreiter]

Moin Carsten,

hey, wouh, dein Getriebe schaltet im Stand ja Butterweich. Hab ja nur B1,B2 Motoren. Im Stand alle Gänge so wie im Video, geht bei mir
ohne Hackeln nicht.

Schick!

[Michael]

Hi Carsten,
ja, so funktioniert ein "normales" Getriebe, wie erwartet.

Hi Werner,
ich habe es noch nicht probiert, aber beim nächsten "Renngetriebe" (Y1) werde ich die Kugeln ausbauen.
Eine andere Funktion als die Schaltsperre haben sie nach meiner Erkenntnis nicht.
Die Losräder im Getriebe werden von den Schaltklauen positioniert, als "Endanschläge" sind Sicherungsringe auf der Welle.

Was sich Kawa bei dieser Schaltsperre gedacht hat? Eine Sicherheitsfunktion?
Ich vermute, es geht darum sicherzustellen, dass das stehende Mopped nur im passenden Gang, dem Ersten, in Bewegung gesetzt werden kann, statt es im falsch eingelegten Zweiten abzuwürgen.

Auf jeden Fall ist es unpraktisch, wenn man das Mopped doch mal anschieben muss
LG, Michael

[Bzwo]

Sapperlot, jetzt hab ich die Nacht schon wieder von den 3 Kugeln geträumt.
Das ist der Vorteil wenn Man mal Ü60 ist. Man kann sich des nachts auch über mehr oder weniger sinnvolle Dinge des Lebens Gedanken machen.

Laut dem Holländer sind die Kugeln bei 1637 Modellen verbaut. Hat meine dicke Zephyr sowas? Ja hat sie. Hab ich in mehr als 30 Jahren mit ihr noch nie gewußt und auch nicht vermisst.

Heute Morgen gleich mal probiert.Und siehe da: die Gute läßt sich im Stand problemlos rauf und Runter schalten!?!
Und was mach ich jetzt mit dem Wissen?

So wie ich das sehe ist die Sperre nur für eine bessere Leerlauffindung gedacht. Einfach im Stand in den 1. und dann Schalthebel hoch = Leerlauf.
Wenn juckts ob jemand im 2. oder 3. Gang los fahren will. Das macht man max. 1x und dann hat man´s für immer und ewig gelernt.

Oder aber, das Getriebe ist nicht so ganz sauber konstruiert und gebaut und so wurde eine Notlösung mit eingebaut?

Gruß
Werner

[martin s aus b]

Na ja, wenn, wie bei meiner Yamaha TX 750 die Kupplung serienmäßig nicht sauber trennt und sich deshalb der Leerlauf im Stand bei laufendem Motor extrem schlecht einlegen lässt ist so eine Lösung ja eine echte Hilfe. Wie oben geschrieben, den ersten Gang mit Schmackes reintreten und dann kraftvoll hochziehen. Wär man normal im zweiten aber hier ists der gesuchte Leerlauf. Der eine oder andere TX-Fahrer wär damit ganz glücklich.

Ich kann mir auch vorstellen daß das eine Lösung speziell für den US-Markt war. Dort gabs ja in den Achtzgern noch reichlich englische Motorräder und die hatten, zumindest teilweise, ich hab das grad in der Beschreibung einer Norton Manx gefunden, ein umgekehrtes Schaltschema, erster Gang oben, die weiteren nach unten. Wenn Du einen Engländer gewöhnt bist kannst Du Dich mit einem Japaner beim Anfahren an der Ampel schon mal Richtung 2. Gang verschalten. Die Sperre verhindert das.

Martin

[Michael]

Servus Werner,
was die Schaltbarkeit des Getriebes angeht, ist das der Z750Twin ganz weit vorne!

Ich habe verschiedene Zweizylinder Kawas (GPZ303, Z440, GPZ500 und zwei Z750Twins) schon im Rennbetrieb gehabt und die kleineren Kawas können bei Betätigungspräzision und damit verbundenem Schaltgefühl in keinster Weise mithalten.

Auch die Möglichkeit der Z750Twin ohne Kupplungsbetätigung, nur durch kurzes Lösen des Gasgriffs, blitzartig den nächsthöheren Gang einlegen zu können, der stets sicher arretiert und man weiter voll beschleunigen kann, das ist eine Wucht.



Nächstes Thema wäre "Getriebe Haltbarkeit"

Einzig das Pitting an den 5.Gang-Rädern, speziell bei B1/B2-Getrieben, ist ein ärgerlicher, zu der Zeit leider noch häufiger mal auftretender Herstellungsfehler. Auch die Honda V-Vier der VF-Baureihe (nicht VFR!) litten noch ab 1982 an Nockenwelle und Schlepphebeln an erheblichen Pittingproblemen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Honda_VF_750
(Pitting ist das stückchenweises Abplatzen ("ausbrechen") der gehärteten Oberfläche vom ungehärteten Grundmaterial)

LG, Michael

[martin s aus b]

... "Getriebe Haltbarkeit" Einzig das Pitting an den 5.Gang-Rädern, speziell bei B1/B2-Getrieben ...

Das hat auch noch die B3. Mit der deshalb geänderten Verzahnung des fünften Ganges, kleinere Zahnezahlen, größere Module, Übersetzung 0,875 statt 0,889 ab den LTD -Modellen ist das Problem behoben.

[Michael]

Hi Martin,
dann wurden für die B3/B4 nur die Schaltgabeln und ggf. die Schaltwalze modifiziert, aber die alten Zahnräder weiterverwendet?
So hatte ich das bisher nicht gesehen, muss ich beim nächsten B-Getriebe genauer hinsehen.
Zum Glück kann man die verschiedenen Zahnräder nicht miteinander kombinieren, ohne das es auffällt
LG, Michael