Ein anderer Anlasserfreilauf

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martin s aus b
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Ein anderer Anlasserfreilauf

Beitrag von martin s aus b »

Hallo Zusammen,

hier gabs ja schon den einen oder anderen Beitrag zum nicht funktionierenden Anlasserfreilauf und den Reparaturmöglichkeiten.

Jetzt hat Kollege Argo, der in Lettland eine Yamaha TX 750, meinen anderen Oldie, fährt für eben diese TX eine alternative und moderen Lösung mit einem Klemmkörperfreilauf gebaut, die er im TX-Forum vorstellt und auch zum Kauf anbietet.

http://www.tx750.de/forum/viewtopic.php?f=13&t=5306

Ich hab mir das angeschaut, an den Z-Teilen ein wenig gemessen und schließlich auch ein Teil als Ersatz für die Z und die TX bestellt. Damit weiß ich jetzt sicher daß dieser Freilauf auch bei der Z 750 passt, ich habs mit B3-Teilen ausprobiert, die Nachfolgemodelle LTD etc sind an der Stelle unverändert, B1 und B2 müssten auch gehen, weil meines Erachtens der Freilauf selbst immer derselbe war. Vielleicht kann das ja noch einer der Experten bestätigen.

Argos Freilauflösung hat den Vorteil, daß das Drehmoment statt über nur drei über zwanzig Kontaktflächen mittels Flächenpressung und Reibung übertragen wird. Dabei wird, auch bei sicher leicht veränderter Kontaktgeometrie der Klemmkörper gegenüber den Rollen, die Flächenpressung an den Berührlinien der Klemmkörper zum Innenring und damit die Belastung in den Kontaktflächen deutlich reduziert. Oder einfacher, das Teil schlägt sich nicht mehr ein.

Der Freilauf funktioniert allerdings nicht, wenn der Laufbahndurchmesser des Kettenrades unter 42.0 mm beträgt, dh. wenn das Rad, so wie ichs selbst auch schon gemacht habe, bereits einmal kleiner geschliffen wurde um wieder eine saubere Lauffläche zu bekommen und dabei Durchmesser 42.0 unterschritten wurde.

Er muß zudem zum einen wie von Argo beschrieben mit sechs, mindestens aber drei, soviel warens vorher auch, neu zu bohrenden und zu schneidenden Gewinden befestigt werden und außerdem muß er wegen der anderen Drehrichtung des Kawa-Motors zerlegt und andersrum wieder zusammengepfriemelt werden, Beschreibung dazu anbei.

Alles in allem aber eine pfiffige und vermutlich langlebige Lösung für fortgeschrittene Schrauber. Kontaktdaten von Argo in seinem Beitrag im TX-Forum.

Martin
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Zuletzt geändert von martin s aus b am So 27. Jul 2014, 19:57, insgesamt 1-mal geändert.
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roland
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RE: Ein anderer Anlasserfreilauf

Beitrag von roland »

Hallo Martin,

vielen Dank für den Link zu deinem TX- Forum und Argo, das ist wie vorgezogene Weihnachten. :thanks:
Da bei meinem Kompressor-Motor die Kickstarterwelle entfallen ist (wegen Gehäuseänderung), habe ich mir schon laufend den Kopf zerbrochen wie der Anlasserfreilauf umgebaut werden kann, bzw nach einem anderen gesucht.
Hat sich nun erledigt.

Ja der Anlasserfreilauf war immer der gleiche. Grob betrachtet ist der Mitnehmer der mit 6 Abreißschrauben (bei B3 und später) den Wechselstromrotor trägt, die Rückseite vom Drehstromrotor der B1/2.
Der Drehstromrotor von B1/2 ist baugleich mit dem TX-Rotor, also das passt auch.


L.G. roland
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Werner
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RE: Ein anderer Anlasserfreilauf

Beitrag von Werner »

Hi Zusammen,
da mein Anlasserfreilauf jetzt auch wohl dran ist, überlege ich mir diese Lösung anzuschaffen.
Billiger wie Original und wohl auch haltbarer.
Hat das jemand schon in Gebrauch?
Danke.
Gruß Werner :headbang:
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martin s aus b
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RE: Ein anderer Anlasserfreilauf

Beitrag von martin s aus b »

Offensichtlich gibts bei den Yamahas mit diesem Freilauf ein Problem. Falls das jemand verbaut hat bitte beachten.

https://www.tx750.de/forum/viewtopic.php?f=13&t=5306

Martin
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martin s aus b
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Ein ganz anderer Anlasserfreilauf

Beitrag von martin s aus b »

Sechs jahre und gut 40.000 km später hats mir diesen Freilauf in meiner B3 zerschossen.

Mit der bin ich Anfang Dezember noch 160 sehr erfrischende Kilometer gefahren. Beim Start ist der Anlasserfreilauf durchgerutscht, ich hab sie den Berg runter anlaufen lassen. Auf den ersten 80 km hab ich zwei Stops gemacht, da hat er, jeweils mit Rutschern, noch gegriffen. Dann, nachts um halb zwölf, nach sechs Stunden Stillstand bei Temperaturen knapp über Null, ist er nur noch durchgerutscht, musst ich antreten.
Zuhaus hab ichs einen Tag später noch mal probiert, rutscht weiter nur noch durch, greift gar nicht mehr.

Das kam dann Mitte Dezember bei der Zerlegung, nach Rausziehen des Antriebsrades, raus



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Das Antriebsrad war beim Einbau des Freilaufs neu, hat, sieht man auf dem Fotos schlecht, zwar eine deutlich sichtbare Laufspur aber auf der immer noch einen Durchmesser 42.17. Daneben, wo die Klemmkörper nicht gelaufen sind, hats den Neudurchmesser 42.19, also grad mal 2/100 Verschleiß. Unten auf dem Bund liegt noch das abgescherte Ringteil des Freilaufkäfigs.

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Hier hab ich den Außenring vom Polrad runtergeschraubt, die Schrauben waren dank Würth-Schraubensicherung mittelfest bombenfest. Und man sieht daß das äußere Käfigteil ohne Schaden ist.

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Und hier hab ich, unten auf dem Foto, einen neuen Freilaufkäfig mit aufs Bild. Da ist im Teilevergleich zu sehen daß es den inneren Käfig des Freilaufs komplett zerlegt hat und damit die Klemmkörper nicht mehr sauber geführt / ausgerichtet waren. Die Stege des inneren Rings, die auf dem Foto im abgescherten Ringteil liegen, waren alle im Freilaufbauraum gefangen.

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Wenigstens beinahe. Bei einem Sachsen-Trip mit der Kawasaki Ende Juni ist er erstmals ganz gelegentlich und immer nur kurz durchgerutscht. Im September hab ich dann wegen eines anderen Problems die Ölwanne abgebaut und, neben jeder Menge Metallschlamm an der Magnetablasschraube, das hier ...


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... aus dem Bodensatz der Wanne gewaschen. Die Kleinteile rechts hab ich, weil ich auch ein defektes Getriebelager hatte, zunächst für Fragmente des Lagerkäfigs gehalten. Wenn ich mir das Foto jetzt aber noch mal anschau denk ich, daß das Freilauf-Käfig-Brösel sind dies geschafft haben aus dem Bauraum des Anlasserfreilaufs zu entwischen und bei der Gelegenheit weiter gehäckselt wurden.

Nach dieser Inspektion und nachfolgenden Motorzerlegung mit Wechsel des Getriebelagers und des Spanners der Ausgleichwellenkette war ich, ohne den Freilauf weiter zu inspizieren, mit Freunden und der Z 750 in Slowenien. Auch dabei ist er immer wieder mal durchgerutscht, ich bin also, wies ausschaut, mit dem mindestens angerissenen und teilweise bereits geschredderten Innenkäfig des Freilaufs noch mindestens 3.000 km gefahren.

Fazit: Kaputt aber GLÜCK GEHABT! ... weil ich nicht '2.000 km from home' mit einem defekten und dabei im schlimmsten Fall blockierter Freilauf und deshalb auch noch ruiniertem Anlasser stehengeblieben bin. Das wär wirklich nicht nicht lustig gewesen.


Anfang vergangenen Jahres ist mir ein Einzelexemplar eines Freilaufs zugelaufen, den ein deutscher Hersteller aktuell für Motorräder aus indischer Produktion entwickelt.


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Um den - no risk, no fun! - im Aussenring des defekten Sperrklinkenfreilaufs einzupressen musste ich den Aussenring im Durchmesser um ca einen Millimeter aufschleifen (lassen). Zusätzlich hab ich die Lauffläche des gebrauchten Kettenrades auf der Schleifmaschine egalisiern lassen.


Bild


Das sieht dann fertig montiert so aus. Ein Klemmrollenfreilauf wie das Original aber mit acht statt nur drei Rollen. Und deshalb mit geringeren Kontaktpressungen was gut für die Lebendauer sein sollte.


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:idee: Der Motor ist wieder zu, auf der Hebebühne hat alles funktioniert. Gefahren bin ich noch nicht, draußen hats 5° unter Null, sobalds wärmer wird geh ich in die Fahrerprobung :D

Martin
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bikeorslk
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Re: Ein anderer Anlasserfreilauf

Beitrag von bikeorslk »

Moin Martin,

wie sind denn deine Erfahrungen mit dem neuen Freilauf?


Mich hats nun auch erwischt - nach der Winterpause hat mein Freilauf dann gemeint, er mag nicht mehr und rutscht nun mit boshafter Zuverlässigkeit durch.

Nachdem ich das Forum nach allen Anlasserfreilaufthreads abgescannt hab, habe ich nun doch etwas Panik - eine wirklich gute Reparaturlösung gibt es wohl nicht.
Ich wäre ja mit einer Original-Teil-Lösung zufrieden, denn weitere 85000km werde ich in meinem Leben wohl nicht mehr schaffen (i. Ggs. zu dir ;-), aber ich gehe davon aus, dass es NOS-Ritzel oder Nachbauten so nicht gibt.

Das hier gezeigte Ersatzteil für die Enfield sieht erstmal ja gut aus, auch wenn ich für mich Probleme sehe, die Modifikationen am Polrad hier machen zu lassen. Da bin ich wohl auf Unterstützung von euch hier angewiesen.

Zunächst muss ich ja mal zerlegen und schauen, welches der möglichen Schadenbilder mich denn erwartet. Dazu muss das Polrad runter und ich frage mich, ob ich die notwendige Blockade der Kurbelwelle "im Rückwärtsgang" bei eingelegtem 1. Gang und blockierter HR-Bremse nicht auch ohne Spezialwerkzeug hinbekäme?

Begehe ich gerade einen riskanten Denkfehler, oder wäre das eine praktikable Lösung? Einen Bremsentreter finde ich jedenfalls schneller als ich mir ein Tool bauen/besorgen könnte...

Ich bin mal wieder gespannt...

Bye

Carsten
kort
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Re: Ein anderer Anlasserfreilauf

Beitrag von kort »

Hallo Carsten,

habe ich schon mal gemacht. Die Demontage (und später auch die Montage) des Polrads ging bei mir immer ohne Spezialwerkzeug. Bei meiner B2 ist die Befestigungsschraube 10mm bei der B3 ist die 12mm, der Konus ist auch anders (Erfahrung macht klug beim kauf eines Teilespendermotors). Aber zum Ausbau des Polrads sollt das nicht entscheidend sein.

Viel wichtiger die Halteschraube im Kurbelwellstumpf hat Linksgewinde! Also ersten Gang rein, eine Person auf den Sozius und langsam drehen mit gut sitzendem Ringschlüssel bis das Spiel raus ist, kräftiger Ruck und auf war die Schraube. einmal hab ich einen "trockenen" Schlag mit dem Fäustel auf den Ringschlüssel in Richtung offen geben müssen.

Zum Abdrücken baue ich dann die Hinterradachse aus, das ist ein Rechtsgewinde. Passt genau in das Polrad, sieht zwar komisch aus mit dem langen Bolzen im Polrad geht aber gut. Auch hier kann ein "trockenen" Schlag mit dem Fäustel helfen den Konus zum abfallen zu bewegen, jetzt aber axial auf die Achse.

Gruß Reinhold
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martin s aus b
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Re: Ein anderer Anlasserfreilauf

Beitrag von martin s aus b »

Hallo Zusammen,

ich möchte hier mal eine Freilauflösung anzeigen die bei der Yamaha TX 750, identischer Freilauf wie die Z 750, schon verbaut wurde.

China-Freilauf virago.JPG

Das Teil, ein Freilauf für die Yamaha XV 250 Virago, gibts bei ebay direkt aus China um gut 30 Euro, zB.hier.
https://www.ebay.de/itm/135077966435

Laut Maßangaben ist er für einen Laufbahndurchmesser 43 mm, wenn man die Zollanangabe umrechnet kommt man auf 43,4.
Ich hab einen hier liegen weil ich den verbauen wollte, bevor ich den auf Bildern oben bekommen hab. Er ist, den Durchmesser hat die TX 750 genau wie die Z 750, für einen Laufbahndurchmesser 42,3 und greift, hab ich heut mit einem nachgeschliffenen Rad probiert, auch noch bei Durchmesser 42,0. Wobei man sich das noch genauer anschauen müsste, gefährlich werden die Sperrklinkenfreiläufe wenn die Klinke 'umkippen' kann weil der Laufbahndurchmesser zu klein ist. Dann beißen sie im Zweifelsfall zu und gehen fest.

So, wenn man den statt des originalen mit einem ordentlichen Kettenrad verwenden wollte wäre Folgendes zu tun:

Drehrichtung

Der Yamaha-Motor dreht 'vorwärts', der Z-Motor 'rückwärts'. Deshalb muß der Freilauf zerlegt und die Sperrklinken seitenverkehrt wieder eingebaut werden.

Zentrierung

Ein Sperrklinkenfreilauf muß sehr gut zentriert verbaut werden, dh. der Unterschied zwischem dem Außendurchmesser des Freilaufs und der Zentrierung im Rotor sollte gegen Null gehen. Wenn das, an der Stelle gibts möglicherweis ein wenig Luft, weil der ursprünglich verbaute Rollenfreilauf da nicht so empfindlich ist, nicht gegeben ist, muß der Zentrierdurchmesser im Rotor entsprechend reduziert werden.

Ich hab, für den Freilauf auf dem Foto oben mit demselben Problem, den Rotor der B3 in der Drehbank gespannt, mittels Meßuhr auf Rundlaufabweichung 'Null' ausgerichtet, dann die dünnwandige Zentrierung an drei um 120° versetzten Stellen mit dem Hammer leicht eingebeult und schließlich aufs gewünschte Zentriermaß ausgedreht. Unter der Schraube links unten sieht man auf dem Foto die Beule in der Zentrierung und die Einpaßstelle innen.
Ob das beim Rotor von B1 / B2 auch geht weiß ich nicht, aber alternativ könnte man drei Schweißpunkte in die Zentriereung setzen und die aufs Maß ausdrehen.

Verschraubung

Der Freilauf wird mit sechs M8 auf einem Lochkreis 81 mm verschraubt. Bei der Lichtmaschine der B3 und später hats zwischen der Lichtmaschinenwicklung und dem Rotor axial ausreichend Platz für den Schraubenkopf, ich hab das mal hier mit rot einskizziert, um hochfeste Inbus M8 DIN 912 von dieser Seite zu verschrauben. M8 DIN 912 Festigkeitsklasse 12.9 gibts bei ebay.

Lima.JPG

Dh. Freilauf einlegen, die sechs Gewindepositionen mit einem passenden Bohrer abbohren, die Löcher auf 8,5 aufbohren und dann den Freilaufaußenrng von hinten anschrauben. Schrauben mit chemischer Schraubensicherung sichern.

Schwieriger wirds beim Rotor der B1/B2. Auch hier Gewindepositionen abbohren, dann aber nicht aufbohren sondern Gewinde M8 im Rotor schneiden. Und das eigentliche Problem kommt jetzt. Jetzt müssen die Gewinde Im harten Freilaufaußenring mit D 8,5 ausgebohrt werden und zusätzlich, damit die Schraubenköpfe Platz haben, der Absatz an den rot markierten Stellen jeweils, zB. mit der Flex, abgeschliffen oder auf einer Fräsmaschine abgefräst werden.

Flex.JPG

Der Rotor der TX ist identisch mit dem der B1/B2, der Kollege mit der TX hats gemacht, es geht. Bei der B3 und Nachfolger ists wie gesagt einfacher weil von der anderen Seite geschraubt werden kann.

Viel Spaß beim Schrauben!

Martin
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