Restaurierung B3 - möglichst originalgetreu

Vorstellung und Umbaustories / Restaurierungen
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bikeorslk
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Restaurierung B3 - möglichst originalgetreu

Beitrag von bikeorslk »

Moin,

obwohl ich das erste mal schon vor 8 Jahren hier im Forum aktiv war, habe ich mich rar gemacht - der Grund ist mein anderer Zweizylinder, der mit etwas mehr Bumms und Sound unterwegs ist und die Twin ein wenig zum Oldietreffmopped gemacht hat. Asche auf mein Haupt, aber Guzzi hat eben auch was.

Nun ist es soweit. Obwohl seit Mai 1979 in erster Hand, hat die Grüne doch etwas gelitten. Sie hat eine Teilrestaurierung nach 8 Jahren Pause in den Neunzigern (Kinder, Ausland...) hinter sich, von der aber inzwischen nicht mehr viel übrig ist. Jetzt will ich es richtig machen - ohne Zeitdruck und mit grünem Licht der besseren Hälfte, für die die Z besondere Bedeutung hat, habe ich sie doch u.a. mit Motorradausfahrten erst ins Alte Land, später nach Norwegen "geködert".
Jedenfalls hat die Ankündigung, dass die Restaurierung einen hohen vierstelligen Betrag verschlingen wird, nicht zu einem Aufschrei geführt.

Tja, die Eckdaten sind eigentlich nicht so schlecht: Etwa 78000km (Tachowellenbruch im Norwegenurlaub, deshalb etwas ungenau ;-), Motor ungeöffnet, kein kaputter Anlasserfreilauf, bislang keine Mucken von den Ausgleichswellen und außer einer verschlissenen Kupplung ist auch das Getriebe ok. Die Auspuffanlage ist die dritte, aber noch eine originale, die inzwischen an der kritischen Stelle durchgegammelt, aber mit "Highspeedtape" aus dem Flugzeugbau repariert immer noch keine Panikreaktion des TÜV-Prüfers hervorgerufen hat.
Wären da nicht - und jetzt wird's für Vielfahrer sicher eher esoterisch - die vielen, vielen hässlichen Stellen. Von verrosteter Vorderradfelge bis zu den vergammelten Zylinderkopfschrauben, von rotten Gummiteilen bis zu den Uralt-Elektrikteilen stört mich der Anblick mehr und mehr.

Am schlimmsten ist allerdings, weil ich noch keine Lösung habe, die Beseitigung einer Jugendsünde: Ich habe vor etwa 30 Jahren geglaubt, mit Chrom sei ich alle Korrosionssorgen los und habe damals die Motorseitendeckel verchromen lassen. Soweit so fein - heute gammelt es an diversen Stellen unter der Galvanisierung und das (natürlich nicht blanke, aber nackte) Alu kommt wieder zum Vorschein.

Wie werde ich das Ganze wieder los? Die hiesigen Strahler (Sand, Glas, Nuss, Backpulver, Korund und Trockeneis, alles dabei) machen mir keine Hoffnung, der Unterschied in der Härte ist wohl zu groß für derartige Maßnahmen.

Nun endlich auf den Punkt gebracht, meine erste Frage hier (die nächsten sind schon in Lauerstellung :)

Hat jemand Erfahrungen mit dem galvanischen Entfernen von Chrom auf Alu?

Beste Grüße aus Buxtehude

Carsten
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Bruder Lustich
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RE: Restaurierung B3 - möglichst originalgetreu

Beitrag von Bruder Lustich »

Hallo Carsten,

willkommen zurück im Forum.

Zwecks der Säuberung vom Chrom, ich würde mal einfach bei einer kompetenten Verchromerei fragen, was da galvanisch geht.
Ansonsten nur Schleifleinen. Wenn weg soll.
Vielleicht nachverchromen?

Viele Grüße

Gerd
Zuletzt geändert von Bruder Lustich am So 24. Apr 2016, 00:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Werner
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RE: Restaurierung B3 - möglichst originalgetreu

Beitrag von Werner »

Hi Carsten,

das entchromen soll wohl ein Kinderspiel sein:
http://www.cabshome.de/tipps/nochrom.html

Ich selbst habe es noch nicht ausprobiert, aber schon öfters was von der Methode gehört.
Aber da kann dir natürlich auch jede verchromerei machen.
Willst du dann hinterher polieren oder wieder neu verchromen?

Wenn unter dem Chrom das Metall zum Vorschein kommt, wurde es eh nicht richtig gemacht. Ordentliches Verchromen erfordert immer erst ein Kupferschicht unter dem Chtom.
Gruß Werner :headbang:
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martin s aus b
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RE: Restaurierung B3 - möglichst originalgetreu

Beitrag von martin s aus b »

Hallo Carsten,

schon mal über 'neue' gebrauchte Deckel nachgedacht. Sollten mit etwas Geduld schon noch zu bekommen sein, bei ebay motors gibts welche ab 15$, allerdings mit relativ hohen Versandkosten. Aber vielleicht hat einer der Kollegen ja noch was liegen.

Martin
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Michael
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RE: Restaurierung B3 - möglichst originalgetreu

Beitrag von Michael »

Moin Carsten,

bzgl. Entchromung kann ich dir leider nicht helfen.

Auf dem Bild deiner schönen B ist mir aber eine erhebliche Abweichung vom Original aufgefallen:
Die Hupen !

Ich mag dieses originale Detail sehr, das sogar in die Rahmenkonstruktion eingeflossen ist.
Direkt unterhalb des Lenkkopfs, dort wo die zwei Unterzüge noch mit einem Knotenblech verbunden sind, gibt es ein kreisrundes Loch und darunter zwei eingeschweißte M8er Gewinde.
Darauf sitzt ein gummigelagertes, "dreieckiges" Halteblech.
Das Blech wird mit der Spitze nach oben montiert und hält eine(!) Hupe genau in der Position, dass die etwas hervorstehende Rückseite der Hupe genau in das Loch hineinragt.

Diese Montageposition halte ich für besonders bemerkenswert und sollte im Sinne der Originalität wieder hergestellt werden. 

Hier kannst du es an Franks B gut erkennen:
http://www.z750twin.de/franks_b.htm

LG, Michael
Denkt dran:
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bikeorslk
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RE: Restaurierung B3 - möglichst originalgetreu

Beitrag von bikeorslk »

Moin,

das geht ja schnell mit euren Antworten.

@ Werner: Ich will polieren und Klarlacken. Ich trau mich ehrlich nicht, die im Link angegebene Methode anzuwenden Immerhin steht Chrom in der Spannungsreihe deutlich über Alu, d.h. eigentlich müsste erst das Alu wegionisieren (mag sein dass die Passivierung der seit langem offen liegenden Flächen ausreicht - wie gesagt ich trau mich nicht. Zur Ehre des Verchromers sei gesagt, dass die Cu-Schicht sehr wohl vorhanden ist, aber mit ablöst. Ich glaube sogar, dass da noch Nickel zwischen war.

@ Martin: Da wäre ich nun nicht drauf gekommen, dass jemand "sowas" rumliegen haben könnte. Diese speziellen Teile müssen doch 1:1 zu den vorhandenen Motoren zugeordnet sein. Und die Motoren sind doch eh schon rar, oder? Aber klar - die Alternative ist natürlich denkbar. Ich werde mal auf die Suche gehen.

@Michael:  Na, da hast du ja gleich eine weitere Jugendsünde aufgedeckt... :rolleyes: . Mir war die Tröte damals für die norwegischen Kurven zu schlapp...

Weitere Abweichungen gibt es natürlich auch noch - nicht so ganz offensichtlich: Lenker ist von einer Yamaha XJ650, Sitzbank inzwischen neu bezogen, ohne gravierte "Steppnähte" und die Farbe ist nicht das Originalgrün. Stoßdämpfer und weitere Kleinigkeiten wie z.B. ein Fernlichtrelais fallen da weniger ins Gewicht. Aber ich bin auch kein Originalitätsfreak, der dann am liebsten noch das Reifenprofil von damals  hätte.

Die Hupe muss ich noch suchen, das besagte Blech hab ich aber noch (und das hat die einzigen noch wirklich weichen Gummiteile - 36 Jahre lichtgeschützt gelagert! :cool:


Ich hab mal "klein" angefangen und mir die Vergaser als erstes vorgenommen.
Was macht man denn mit perforierten Vergasermembranen? Mit einem Kondom und Fahrradvulkanisiermittel reparieren? Eigentlich doch lieber neu. Ich habe die Guido-Liste schon gefunden, aber die sind da nicht mehr drauf. Das WWW ist ja ordentlich verwirrend - gibt es Händler, bei denen man einigermaßen vertrauenswürdig kaufen kann, oder ist immer das Risiko dabei, dass man teuren Nachbauschrott bekommt?

Bin gespannt

Bye

Carsten
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Michael
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RE: Restaurierung B3 - möglichst originalgetreu

Beitrag von Michael »

Hi Carsten,

super !

Ich bin auch alles andere als ein Originaltätsfreak, aber dieses kleine Detail hat es mir angetan ;-)

Bzgl. der Vergasermembranen wende dich mal an www.motorradbay.de
Ruf dort an und verlang nach Pirelli, der Chefin (kein Spitzname, das ist ein weiblicher Vorname!)
Richte ihr schöne Grüße von mir aus und sag ihr, das du Mitglied der Z750Twin-IG bist.
Dann solltest du ein paar Prozent Rabatt bekommen.

Dort nennen sich die Membranen Libranen, der Unterschied ist auch irgendwo erklärt, ist aber nebensächlich.
http://www.motorradbay.de/z750b__br__2_ ... 287-4.html

Da gibt es auch komplette Reparatursätze für die Vergaser.

LG, Michael
Zuletzt geändert von Michael am So 24. Apr 2016, 17:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Ralf Wilde
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RE: Restaurierung B3 - möglichst originalgetreu

Beitrag von Ralf Wilde »

Hallo Carsten,

erstmal Glückwunsch zu deiner fast originalen und unverbastelten B3 ! (und natürlich zur rassigen Italienerin im Stall :) )

Da mein Sohn und ich unsere B2-Vergaser gerade überholen, hier noch eine Alternative bezüglich der Membrane:
http://www.twins-inn.com/epages/7821023 ... ucts/VG012

Das fällt zwar unter die Rubrik Yamaha XS650, aber der Standardtyp 447 hatte ja auch den Mikuni BS38 verbaut. Die Membrane sollten also passen.

Lackieren nach dem Polieren ist nicht so mein Ding. Ich finde das reine Polieren auf Dauer pflegeleichter und bringt den schöneren Effekt. Werde dazu demnächst einen Beitrag einstellen, wenn ich wieder fitter bin. Erste Versuche mit dem neuen "Wundermittel" haben mich jedenfalls jubeln lassen :D

Viele Grüße, Ralf
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bikeorslk
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RE: Restaurierung B3 - möglichst originalgetreu

Beitrag von bikeorslk »

Ralf Wilde hat geschrieben: Hallo Carsten,

erstmal Glückwunsch zu deiner fast originalen und unverbastelten B3 ! (und natürlich zur rassigen Italienerin im Stall :)  )

Da mein Sohn und ich unsere B2-Vergaser gerade überholen, hier noch eine Alternative bezüglich der Membrane:
http://www.twins-inn.com/epages/7821023 ... ucts/VG012

Das fällt zwar unter die Rubrik Yamaha XS650, aber der Standardtyp 447 hatte ja auch den Mikuni BS38 verbaut. Die Membrane sollten also passen.

Lackieren nach dem Polieren ist nicht so mein Ding. Ich finde das reine Polieren auf Dauer pflegeleichter und bringt den schöneren Effekt. Werde dazu demnächst einen Beitrag einstellen, wenn ich wieder fitter bin. Erste Versuche mit dem neuen "Wundermittel" haben mich jedenfalls jubeln lassen :D

Viele Grüße, Ralf
Moin Ralf,

vielen Dank für den Tipp. Wusste ich noch nicht, dass die XS650 sooo artverwandt ist, dass sogar die Vergaser passen. Preis ist aber fast der Gleiche - ziemlich happig für 10g Gummi...

Welches Wundermittel meinst du denn? Ich lasse mich gerne überzeugen - habe ja gerade erst angefangen zu realisieren, was alles nötig und was möglich ist.

Nächste Frage, gerne an alle:

 Wenn man die Kleinteile so ansieht - da kann das Vergasergehäuse noch so schön sauber sein - das Kleinzeugs sieht einfach gammelig aus. Bei Schrauben ist das ja normalerweise kein Problem, aber bei den ehemals glänzend galvanisierten speziellen Stahlteilen (hier z.B die Umlenkung und die Standgasschraube, andernorts z.B. die Achsdistanzhülsen oder die Schwingenlagerachse - gebt ihr sowas alles grundsätzlich zum Galvanisierer, damit es wieder gut aussieht? 

Bin schon wieder gespannt :rolleyes:

Carsten
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Michael
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RE: Restaurierung B3 - möglichst originalgetreu

Beitrag von Michael »

Hi Carsten,

ich habe es selber noch nicht in Auftrag gegeben, habe aber einige Teile hier, die neu verzinkt wurden.

Scheint ein einfaches Verfahren zur Reinigung und Neuverzinkung zu geben ("Schüttgut / galvanisch Verzinken").
In wie weit aber die ganz kleinen Vergaserteile auch so behandelt werden können oder in irgendwelchen "Maschinen" oder Bädern verschwinden, kann ich nicht beurteilen.

Ein ganzer Sack voller "Kleinteile", Achsen, Hülsen, Bleche, Schrauben, etc. soll sich auf die Art für deutlich unter 100,- Euro zu neuem Glanz (wie Neuteile !) und Korrosionsschutz verhelfen lassen.

Mehr Infos habe ich leider nicht zu diesem Thema und überlasse es dir, da weiteres herauszufinden ;-)

LG, Michael
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