Leise rieselt der Sprit ...

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martin s aus b
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Leise rieselt der Sprit ...

Beitrag von martin s aus b »

Mit der Enduro bin ich dieses Jahr noch kaum gefahren.

Beim ersten Versuch so ca März war die Batterie platt. Ok, ersetzt und dann einmal durch die Felder ob sie wohl läuft. Aber dann stand sie ganz hinten im Carport, es wurde wieder richtig kalt und wenn ich doch mal ne Runde gedreht hab dann mit der 750B oder der TX weil die ganz praktisch in der Garage standen.

Aber Vorgestern. Ich lass Sie, wie ich das immer mach weil nach langem Stehen Antreten - kein E-Starter - mühsam ist, die 8% Steigung vor dem Haus runter, Benzinhahn auf, Zündung an, Choke runter, dritter Gang rein, Kupplung kommen lassen. Und nichts. Nach 150 m hab ichs begriffen, halt an und seh schon wie der Sprit aus dem rechten Vergaser über meinen Stiefel plätschert. Schieb ich sie, in voller Montur, wieder hoch. Bei 8% und 150 m sind knapp 200 kg elend schwer und als ich endlich oben bin hab ich nicht mal mehr genug Energie um die Mistkarre anzuzünden. Sprit genug wär ja da gewesen.

Heut hab ich dann mal gedanklich 'hängender Schwimmer' diagnostiziert, die Vergaser abgelassen, ein wenig dran rumgeklopft und dann den Benzinhahn wieder aufgemacht. Der rechte Vergaser läuft sofort über, aber irgendwie komisch, hinten am Abgang zum Luftfilter. Ich denk an Michaels Erlebnisse mit Überlauf in den Motor und bau die Vergaserbatterie raus um das mal alles durchzuchecken. Und als ich auf der Werkbank versuch den Kraftstoff-Zuleitungsschlauch abzuziehen und ihn dabei gleich mal an den Anschlüssen abreiss seh ich das Elend.

Leise rieselt der Sprit aus rissigen Benzinschläuchen

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Bester Benzinschlauch, vor vier oder fünf Jahren mal beim 'Kawaschrauber' auf ebay als Meterware gekauft. Hat er, ich hab grad geschaut, komischerweis nicht mehr im Angebot, scheint also schon was zu wissen was ich nicht wusste.

In der rechten Schwimmerkammer schwamm dann auch noch der kleine schwarze Gummifetzen auf dem ersten Foto. Vielleicht war das Schwimmerkammerventil damit tatsächlich blockiert und der Vergaser ist zusätzlich auch noch ganz ordinär übergelaufen.

aa.JPG

Letztes Jahr bin ich mit der 750 GS kaum gefahren, hab nur fünf mal getankt, stinknormales Super, kein E10, meine Liste sagt bei AVIA, Shell und Rath-Gmbh. Rath war eine markenlose Freie mitten in Hohenlohe. Aber die werden ja auch keine Salzsäure im Tank gehabt haben.

Hat das mit den Schläuchen so schon mal jemand gesehen?

Wie ich dann die Vergaser durchgecheckt hab - Carstens Leerlauf-Anschlagschraube fehlt auch hier und zwei Gewinde M4 und M5 brauchen einen Helicoil-Einsatz - hab ich auch noch einen klitzekleinen Riss in einer der Membranen entdeckt die ansonsten noch ganz geschmeidig waren. Im Unterschied zu den rissfreien Membranen der Ersatzvergaser aus dem Regal. Aber die Frage dazu steht hier viewtopic.php?f=6&t=3729

Martin
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Zuletzt geändert von martin s aus b am Fr 28. Mai 2021, 11:41, insgesamt 1-mal geändert.
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bikeorslk
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Re: Leise rieselt der Sprit ...

Beitrag von bikeorslk »

Ach Martin, wie sich die Dinge gleichen...

Ich hatte damals vor den winzigen Riss in der membrane mit einem aufvulkanisierten Stück Kondomgummi zu flicken. Irgendjemand hier im Forum hat mir abgeraten und auf die schönen neuen Libranen verwiesen, die zwar teuer, aber saugeschmeidig, fest und überhaupt nicht klebrig, rissgefährdet oder stinkig waren.

Ja und solchen Spritschlauch hatte ich auch schon: Von Tante Louise, und beim ersten Tüv zwei Jahre nach der Restauration wurden sie schon bemängelt, weil sie genau so aussahen wie auf deinen Bildern.

Gewebeschlauch ist wohl etwas besser, weil zumindest von außen kein schädliches UV-LIcht an das Gummi kommen kann.

Bye

Carsten
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Michael
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Re: Leise rieselt der Sprit ...

Beitrag von Michael »

Hi Martin,
ja, solche Schläuche kenne ich auch.
Da wird irgendein Schlauch nach DIN XYZ als benzinbeständig verkauft, hält den heutigen Sprit aber nicht aus.
Egal ob Meterware aus dem Internet oder Stahlbus von Louis, Lebensdauer 1 Jahr, mit etwas Glück auch zwei.
Peter (ausreiter) hatte auf der Ausfahrt des Twintreffens 2020 den gleichen Ärger (poröser Schlauch und am Stutzen längs aufgerissen).

Irgendwas stimmt da nicht mit den Schläuchen!

Einen konkreten Tipp habe ich nicht, noch probiere ich mich durch die verschiedenen Schläuche durch.
Bei gewebeverstärkten "Schläuchen für Benzin und Diesel bis 20 bar" bin ich zumindest schon angekommen ;)
Nächstes Jahr kann ich dir sagen, ob sie ein Jahr durchgehalten haben.
Denkt dran:
Die Drehrichtung des Motors an der Zündungsseite ist gegen(!) den Uhrzeigersinn.
Die Steuerkette nur bei montiertem Ventildeckel spannen, sonst droht ein kapitaler Motorschaden!
Allzeit Gute Fahrt!
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martin s aus b
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Re: Leise rieselt der Sprit ...

Beitrag von martin s aus b »

Schön, daß ich mit diesem Mist nicht allein bin. Mangels einschlägiger Erfahrung mit den neuen Kraftsstoffen reingefallen, da muß ich mich nicht fragen ob ich falsch weil zu billig gekauft hab.

Ich hab kürzlich im Zeitmaschinen-Shop transparenten Benzinschlauch für die Kettensäge gekauft weil man mit dem sehen kann ob auch Sprit kommt. Den probier ich jetzt mal hier. Früher - Kreidler Florett RS - wurden die Transparentschläuche, dies komischerweise fürs Motorrad lang gar nicht mehr gab ja irgendwann mal bockelhart und haben sich auch gelblich verfärbt. Aber Risse hab ich da noch nie gesehen.

Vom gewebeverstärkten hab ich auch ein Stück aber der ist dann so häßlich dick.

Und zum versuchsweisen 'Flicken' der ansonsten wunderbar flexiblen, leider aber mit einem Miniriß behafteten Membran, die ich gestern hier ausgebaut hab, hab ich heut Nacht eine Tube "SeamGrip" Outdoor-Reparaturkleber bestellt. Mit dem hab ich vor 15 Jahren mal ein Loch in einer 'self-inflating Thermarest' - Luma geflickt, der Klebepunkt hält bis heut und ist, natürlich ohne Kraftstoffeinfluß, immer noch flexibel. Nur die angefangene Klebertube im Regal war jetzt durchgehärtet.

Martin
twinshocker
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Re: Leise rieselt der Sprit ...

Beitrag von twinshocker »

Ich hab beste Erfahrungen mit Silikonschlauch gemacht.
Durchsichtig, schön weich (bleibt auch weich) und einfach zum draufstecken und runterziehen.
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Andreas E.
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Re: Leise rieselt der Sprit ...

Beitrag von Andreas E. »

Das Problem ist dass da immer noch NBR Schläuche nach DIN 73379 / 1982 verkauft werden, die können kein Ethanol vertragen und werden ganz schnell spröde, da hilft auch kein Geflecht weil UV ist nicht das Problem
Hab auch mal 100km von Zuhause nasse Füße bekommen weil der verflixte Benzinschlauch nach einem Jahr inkontinent wurde.
FPM ist tauglich, habe Schläuche im Einsatz innen FPM außen EPDM...
PVC klar geht auch, werden halt hart aber bleiben dicht...
Grüße
Andreas
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martin s aus b
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Re: Leise rieselt der Sprit ...

Beitrag von martin s aus b »

Andreas E. hat geschrieben: Mi 2. Jun 2021, 17:04 .. Schläuche ... innen FPM außen EPDM...
Hallo Andreas,

Viton hört sich gut an, kenn ich aus anderen Anwendungen als äußerst resistent gegen all die chemischen und thermischen Einflüsse im Motorraum.

Müsste drei Motorräder 'umschläucheln', wo gibts die Schläuche und unter welcher Bezeichnung?

Martin
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Andreas E.
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Re: Leise rieselt der Sprit ...

Beitrag von Andreas E. »

Hallo Martin,
martin s aus b hat geschrieben: Mo 14. Jun 2021, 21:46 wo gibts die Schläuche und unter welcher Bezeichnung?
ich hatte mal vor ein paar Jahren 2m 6x12mm bei einem Ebay Händler bestellt, frag nicht warum 6mm...
Den habe ich dann aus reiner Verzweiflung, weil ich dringend für die Twin einen neuen brauchte, mit nem neuen 8er Bohrer aufgebohrt, ist ja genug Material da.
Das sollte eigentlich ein Provisorium bleiben, hab´ich mir fest vorgenommen... :rolleyes:
Nun hält das schon ein paar Jahre.
Der 8 mm Schlauch hat halt einen Außendurchmesser von 15mm, das ist halt schon ziemlich dick.
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onkelheri
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Re: Leise rieselt der Sprit ...

Beitrag von onkelheri »

Mein damaliger Neuerwerb XS 650 SE sprang beim Verkäufer schon scheiße an und er konnte sich das nicht erklären da sie eine Woche vorher noch per WhatsAppfilmchen einwandfrei lief ...

Letzlich war ich aber der einzige interessent für die ... und das drückte dann den verkaufspreis nochmal erheblich.

Nachdem zuhause abgeladen wurde und sie auf die Bühne platzierte, wollte ich der sache schnellsten auf den Grund kommen.

Und siehe da: ein beim ersten Anblick einwandfreier Unterdruckschlauch zeigte sich als von der Rückseite von irgendeinem Nager schön auf naherzu 6cm länge zu einem Viertel , scheinbar im laufe jener Woche, weggefressen.

Ausgetauscht, lief ... schien also so als ob dieser Schlauch noch die nicht mehr erlaubten Weichmacher enthielt, welcher mancher Nager für unwiderstehlich empfindet :)

Gruß Heri
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arnd
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Re: Leise rieselt der Sprit ...

Beitrag von arnd »

Definition des Schlauchmaterials FPM-ECO DIN 73379 – Typ 3E:
Der Schlauch besitzt eine Innenschicht aus Fluorkautschuk (FPM, Viton) umgeben mit einer witterungs- und verschleißbeständigen ECO-Außenschicht (Epichorydrin- Kautschuk) in die ein Aramidgewebe (AR) als Festigkeitsträger eingebracht ist.

Liebe Freunde des Benzins im Tank und dessen ordnungsgemäßer Verbrennung,

obige Definition habe ich nach euren Beiträgen gefunden.

Mit der DIN sollte sich doch eine haltbare Pipeline finden lassen.
Mit der Kraft der zwei Kerzen!

Arnd
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