Der Caferacer und die Zylinderkopfdichtung

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Michael
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Der Caferacer und die Zylinderkopfdichtung

Beitrag von Michael »

Liebe Twintreiber,

bei der Durchsicht meiner Moppeds bin ich an meinem Caferacer hängen geblieben.
Caferacer rechts Ausschnitt.jpg
Ich Depp habe den Benzinhahn offen stehen gelassen und es hat sich eine große Benzinpfütze unter dem Mopped gebildet.
Also erstmal die Sauerei so gut es geht beseitigt, dann ab auf die Bühne.

Vergaser, Tank und Benzinhahn inspiziert, mal den Sprit abgelassen, aber der floss nicht wie erwartet gleichmäßig aus dem Hahn, sondern der Durchfluss änderte sich mit jedem schütteln des Tanks. Belüftung verstopft? Nein, wenn der Sprit floss, war ein gleichmäßiges zischen zu hören, aber der Durchfluss verringerte sich stets wieder. Also was ?
Tank endlich entleert, Benzinhahn rausgeschraubt und das Sieb war voller Rostpartikel, trotz Innenbeschichtung des Tank, aber das ist eine andere Geschichte.

Der Ölstand des Motors war im Schauglas nicht mehr zu erkennen, komplett voll, keine Luftblase mehr da, auch nicht bei etwas schräg gehaltenem Mopped. Also saubere Ölauffangwanne drunter und Öl ablassen. Eine dünnflüssige Brühe mit starkem Benzingeruch kam mir entgegen.
Umgefüllt in Altölkanister konnte ich die Menge der abgelassenen "Flüssigkeit" ermitteln. Geschlagene 6 Liter statt der üblichen 4 Liter Öl !

Die Vergaser habe ich noch gar nicht zerlegt, die Ursache für des überlaufende Benzin dürfte aber sehr wahrscheinlich feiner Roststaub an den Schwimmernadeln sein, so das sie nicht mehr schließen konnten.
Die Vergaser können da nichts dafür, werden bei dieser Gelegenheit aber durch Mikuni Flachschieber TM34 ersetzt, K+N-Filter sind schon eingetragen.
Auch die Auslass- als Einlassnocken-Kur werde ich mitmachen.

Ein paar Nacharbeiten der teilweise vor Jahren (2009) oder auch neueren gemachten Änderungen sind noch zu erledigen.

Doch was ist das ?
Die Schinderei, die für Caferacer magische "ton", also 100 mph/160 km/h zu erreichen, setzt dem Motor zu und etwas Ölnebel hat sich über die Zeit an der Zylinderkopfdichtung gezeigt. Jetzt ist es wohl wieder soweit die zu wechseln, bevor der Motor noch mehr verschmutzt wird.

Der Kopf kommt runter, bei der Gelegenheit kann ich gleich noch die Ventile säubern, einschleifen, die Kanäle nacharbeiten und neue Ventilschaftdichtungen montieren.
Für den Zusammenbau plane ich eine Kupferkopfdichtung aus Gunnars Kleinserie zu verwenden.

Hier Bilder der aktuellen Ausgangssituation:
20210428_000613 (Custom).jpg
20210428_000625 (Custom).jpg
20210428_000643 (Custom).jpg
20210428_000706 (Custom).jpg
20210428_000747 (Custom).jpg
20210428_000821 (Custom).jpg
20210428_001013 (Custom).jpg
... und wenn man mit der Kamera und Blitz den Motor ablichtet, dann findet man auch Sachen, die man nicht sehen möchte:
20210428_005906 (Custom).jpg
So jetzt ab in die Werkstatt, der Zylinderkopf ruft ;)
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Die Drehrichtung des Motors an der Zündungsseite ist gegen(!) den Uhrzeigersinn.
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Michael
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Re: Der Caferacer und die Zylinderkopfdichtung

Beitrag von Michael »

Der Zylinderkopf ist runter und erste Reinigungsarbeiten haben stattgefunden:
20210502_225648 (Custom).jpg
20210502_232451 (Custom).jpg
20210502_232430 (Custom).jpg
20210503_000726 (Custom).jpg
20210503_000624 (Custom).jpg
Nachher geht es weiter, der Kopf liegt schon im "TeiWaMat", meiner Teilewaschanlage.
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Re: Der Caferacer und die Zylinderkopfdichtung

Beitrag von twinshocker »

Wielange stand das Motorrad daß da soviel Sprit in den Motor gelaufen ist ?
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Michael
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Re: Der Caferacer und die Zylinderkopfdichtung

Beitrag von Michael »

Kann ich dir nicht genau sagen, müssten aber "nur" 3, vielleicht 4 Wochen gewesen sein.
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martin s aus b
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Re: Der Caferacer und die Zylinderkopfdichtung

Beitrag von martin s aus b »

Michael hat geschrieben: So 2. Mai 2021, 21:17 .. Ursache für des überlaufende Benzin dürfte aber sehr wahrscheinlich feiner Roststaub an den Schwimmernadeln sein, so das sie nicht mehr schließen konnten. Die Vergaser können da nichts dafür ...
Na, normalerweis sollte das dann aber über die Überlaufschläuche aus den Schwimmerkammern ins Freie ablaufen und nicht im Motor landen. Da muß ja dann alles verstopft und zugesifft gewesen sein, oder?

Martin
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Michael
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Re: Der Caferacer und die Zylinderkopfdichtung

Beitrag von Michael »

Hi Martin,
der Austritt der Hauptdüse (Oberkante Düsenstock) liegt unterhalb der Überlauf-/Belüftungsöffnung der hier verwendeten LTD-Vergaser.
Läuft der Sprit "ungebremst" in die Schwimmerkammer der BS34, dann mag er aus der Überlauföffnung kommen.
Läuft der Sprit nur langsam nach, dann geht es zum Düsenstock raus in den Venturi und je nach horizontaler Neigung läuft er dann in den Zylinder und/oder den Luftfilter.
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mark76
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Re: Der Caferacer und die Zylinderkopfdichtung

Beitrag von mark76 »

Hallo Michael,

ja das mit dem sauber machen der Dichtflächen am Zylinderkopf (ZK) und am Block ist eine Qual.
Auf der Suche nach einer Twin habe ich öfters gesehen, dass manche über die ZK-Dichtung ein wenig schwitzen. Mir wurde gesagt das sei "normal".

Bei meiner ZX9-R B habe ich in den 70000er km die ZK-Dichtung gewechselt. Bekanntes Problem bei dem Modell. Bis jetzt 110000km hält es dicht.
Bei Modellen bei der die ZK-Dichtung empfindlich sind, bin ich besonders vorsichtig mit den Dichtflächen.
Du hast "Bremsenreiniger, Zahnbürste, kleine Kupferdrahtbürste sowie Holzschaber" verwendet. Am ZK meine ich leichte Kratzspuren erkennen zu können.
Bei meiner 9er habe ich "nur" Zahnbürste, Motoröl (neu), Fingernagel und evtl. Kunststoffschaber verwendet. Und eine Paste EMR fein von Ambassador Chemie. Nicht ganz günstig, aber meiner Erfahrung nach funktionieren Motoröl und diese Paste beides besser als Bremsenreiniger, Diesel Ansaugsystemreiniger und x andere Sprays, die ohne heftiges Schaben nix lösen. Klar etwas Geduld ist schon gefragt. Schnell, schnell funzt nicht.
Bilder von der Arbeit an der 9er habe ich nicht.

Da ich aber gerade an der ZXR 750 H2 Ventile gewechselt habe, wurden die Schritte Zahnbürste, Fingernagel, Motoröl und EMR fein wiederholt. Ist egal womit man anfängt Paste oder Öl, nach jeweils 2-3 Arbeitsgängen sollte es passen. Von der Arbeit an der 750er s. Bilder - bilde mir ein, dass ich die Rauheit der Dichtflächen im Vergleich zu wie sie aus dem Werk kamen nicht verändert habe.
1.jpg
vorher und nacher
2.jpg
im Hintergrund die EMR fein Paste
3.jpg
ZK mit Paste "eingecremt"
4.jpg
nach Einbau der Ventile - zugegeben ZK wurde auch mittels Sodastrahlen im Hof gereinigt; Reinigung im Dez - kalt und etwas feucht - da staubt es dann nicht wie im Sommer beim Sodastrahlen;)
Bei den oberen Bildern von Motorblock und Kolben wurden nur Motoröl, Paste, Zahnbürste und Fingernagel verwendet
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Michael
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Re: Der Caferacer und die Zylinderkopfdichtung

Beitrag von Michael »

Hi Mark,
saubere Arbeit, sehr schön !

Diese EMR fein Paste muss ich mir besorgen, scheint ja sehr gut zu funktionieren.

Ich scheue mich aber, abrasive Mittel an den Kolben einzusetzen, solange sie im Zylinderblock stecken.
Der Feuersteg (Bereich zwischen Oberkante Kolben und erstem Kolbenring) lässt sich nicht vollständig von Rückständen reinigen und dann hat man erhöhten Abrieb genau da, wo man ihn nicht haben möchte.

In der Beschreibung zu EMR fein steht:
"die in der Paste enthaltenen Schleif- und Polierzusätze schädigen bzw. zerstören die zu bearbeitenden Metalloberflächen nicht"
Hast du damit und zu o.g. Thematik schon Erfahrungen gemacht ?

Den Zylinderblock an einer Twin abzuheben verursacht bekanntermaßen Mühe und lässt jede Menge feinen "Sand" ins Motorgehäuse fallen, also bleibt der Block drauf und die Schleifpartikel draussen.

Mein Bild vom Zylinderkopf zeigt ihn noch ungereinigt, die Spuren auf der Dichtfläche stammen nicht von mir.
Ich habe mich erstmal nur über Zylinder (weiche Drahtbürste) und Kolben (Holzschaber) hergemacht.
Die Dichtfläche des Zylinders wurde schonend und ohne Drahtbürste gereinigt.

Habe gestern angefangen den Kopf zu bearbeiten (Sandstrahlen, Kanäle versäubern, Gussgrate entfernen, evtl. noch Bohrungen durch die Rippen zur Gewichtsreduktion, mal sehen, glasperlstrahlen und dann gründlichst säubern).
Nach dem reinigen und abziehen mit einem Schleifstein waren immer noch ballige Verformungen im äußeren Bereich (Aussenkante Dichtung) zu erkennen und das lässt man am besten vom Profi mit einer groooßen Maschine einebnen ;)
Ich werde ihn am Freitag zu Scheuerlein Motorentechnik bringen, damit die die Dichtfläche planen.
Nach zwei bis drei Tagen kann ich ihn wieder abholen, seit meinem Umzug sind es nur ca. 40 km bis dorthin.

Werde berichten.
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martin s aus b
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Re: Der Caferacer und die Zylinderkopfdichtung

Beitrag von martin s aus b »

Michael hat geschrieben: Di 4. Mai 2021, 15:50 ... der Austritt der Hauptdüse (Oberkante Düsenstock) liegt unterhalb der Überlauf-/Belüftungsöffnung ...

Hallo Michael,

bist du sicher? Der Überlauf sollte ja sinnvollerweise 'lokal' in den Vergasern stattfinden, nicht erst wenn der Motorblock von der Ölwanne bis zur Überlauföffnung der Vergaser mit Benzin geflutet ist.

Überlauf.JPG

Das sind Schnitte aus dem WHB, vermutlich, steht nicht dabei, der #38 - Vergaser. Zumindest bei denen liegt der Überlauf ca 5 mm unter der Oberkante des Düsenstocks. Undichte Benzinhähne und Schwimmerkammerventile mit der dazugehörigen Sauerei auf dem Garagenboden hatte ich auch schon, gut daß ich nirgends #34-er Vergaser verbaut hab.

Gruß

Martin
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mark76
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Re: Der Caferacer und die Zylinderkopfdichtung

Beitrag von mark76 »

Hallo Michael,

Dein Einwand ist berechtigt. Abrasive Mittel gehören nicht auf die Zylinderlauffläche.

-Die Dichtflächen (Block und ZK) habe ich mit Zahnbürste und mit Lappen und kräftigem Daumendruck geschrubbt. Metall wurde nicht angegriffen.

Zu Deinem Einwand. Über das Problem habe ich mir auch Gedanken gemacht und bin wie folgt vorgegangen.
- zu reinigende Kolben auf UT gestellt
- Zylinderlauffläche ordentlich mit Motoröl benetzt / so dick es geht
- zu reinigende Kolben auf OT gebracht; Kolbenring schiebt so Öl vor sich her
- Kolben gereinigt; Paste einwirken lassen und klar nicht Richtung Feuersteg gedrückt
- Feuersteg so gut es geht gereinigt; saugfähiges Papier; evtl. Absaugen
- Kolben auf UT gebracht
- Zylinderlauffläche erneut ordentlich geölt und andere Schritte wiederholt

Wenn Kolben von OT auf UT gebracht wurde bleibt ja Öl und Rest auf Zylinderlauffläche hängen. Zylinderlauffläche gereinigt und wieder geölt usw. Kann mich kaum erinnern dass da viel Schmutz war.

Wie es in der (besonders der ersten) Kolbenringnut aussieht weiss ich nicht.
9er läuft immer noch und ZXR750 noch nicht gestartet weil Düsennadeln noch nicht da sind.
Falls Dir der o.g. Reinigungsprozess verständlicherweise immer noch zu risikoreich ist, dann würde ich Kolben nur mit Motoröl reinigen.
Ich denke Motoröl + Rußpartikel sind nicht so schädlich wie Bremsenreiniger + Rußpartikel in Kolbenringnut und Zylinderlauffläche. Wenn das Bremsenreinigerzeug Verbrennungsrückstände schlecht entfernt, dafür aber das Öl an Zylinderlauffläche umso besser. Ich habe darauf verzichtet - wollte nicht dass Bremsenreiniger an Kolbenring vorbei ins Kurbelgehäuse (KGH) gelangt. Ich denke Kolbenringe dichten Öl besser ab.
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